Frauenseelsorge

Erzdiözese München und Freising

DÜFTE RUND UM MARIA - MARIÄ HIMMELFAHRT

Foto: AN privat

Welchen Duft haben Sie heute aufgelegt? Vielleicht einen eher süßlichen, einen herben oder einen mit einer kühleren Note? Was ist Ihr Lieblingsduft? Düfte sind wichtig für unser Leben, unsere Seele, unser Sein. Sie decken Erinnerungen auf und schenken uns wohlige Momente. Viele bekannte Parfümeure kreieren „ihren Duft“ mit genau diesen lebenswichtigen Emotionen. Wie wir uns fühlen, so möchten wir duften: mal verspielt, elegant, bezaubernd, leicht, romantisch… die Liste lässt sich unendlich mit Gefühlen und Befindlichkeiten weiterführen. Ein kleiner Flacon kann uns in eine andere Welt versetzen und „unseren“ Duft verbreiten.

Den Duft Gottes verbreiten. Sie lesen richtig: Der Duft Gottes hat sich verbreitet. Im Marienmonat Mai bei vielen Marienfesten, -andachten, -feiertagen hat Gott gleichsam sein Duftfläschchen geöffnet, um dem Glauben eine besondere Note zu geben. Mit Maria bekommt Ostern einen sommerlich-frühlingshaften Duft. Diesen Duft atmen wir ein, wenn wir den Kern freilegen, der im Brauchtum steckt. Ab dem Wonnemonat Mai bis hinein in den Sommer, wenn alles blüht und duftet in der Natur, dekorieren wir unsere Häuser, Wohnungen, Kirchen und Gärten mit Blumen und vielleicht auch Kräutern. Mit den Blumen, die nicht nur einen herrlichen Duft verbreiten, bringen wir die Schönheit der Schöpfung in den Gottesdienst, der so zu einem sommerlichen Fest der Freude wird, heißt es im Benediktionale – dem Segensbuch der katholischen Kirche.

Im Süden Frankreichs, an der französischen Riviera, liegt die Gemeinde Grasse. Die Stadt ist bekannt für ihre alteingesessene Parfümindustrie. Das Klima begünstigt hier einen enormen Blütenreichtum. Lavendel und Rosen gedeihen im Überfluss, so dass in Grasse die florierende Parfumherstellung ihren Mittelpunkt hat. Hier blüht die Königin der Blumen, die sogenannte Mai-Rose. Ihren Namen hat sie von dem Monat, in dem sie blüht.

Die Muttergottes wird im Monat Mai besonders verehrt. Einer der unzähligen Namen der Gottesmutter ist „edle Rose“, wie wir dem Johannesevangelium entnehmen können.

Was hat das alles mit Maria zu tun? Womit hat sie den Ehrennamen „edle Rose“ verdient?

Eine Rose ist etwas kostbares, daher werden auf den Rosenfeldern in Grasse die wertvollen Blumen per Hand gepflückt und in großen Säcken – vorsichtig! – zu den Parfüm-Manufakturen gebracht. Die Rosenblüten faszinieren Menschen schon immer, durch ihren Duft, ihre Schönheit, durch ihre geheimnisvolle Gestalt. Sie symbolisieren die Freude, das Vertrauen, die Hoffnung und die Liebe. Bei diesen Attributen denken wir – im theologischen Kontext – an die Mutter Jesu.

In der Schriftlesung (Joh 2,1-11) beschreibt der Evangelist Johannes die Hochzeit zu Kana. Die Essenz dieses großartigen Wirkens Jesu ist das Vertrauen Marias. Damals sagte Maria zu den Dienern: „Was er euch sagt, das tut“. Zeigt die Gottesmutter damit nicht ein hohes Maß an Vertrauen? Maria, eine Rose der Liebe des Vertrauens, eine Rose der Hoffnung. Jesus tut sein erstes Zeichen: Wasser wird zu Wein! Wie muss Maria vor Freude erblüht sein. Ihre Augen strahlten, als sie in diesem Wunder die Herrlichkeit Gottes sah. Maria, wahrlich eine edle Rose. Sie legte ihr Leben, ihr ganzes Vertrauen in die Hand ihres Sohnes – das ist der Duft ihres Herzens.

Und was hat sie uns zurückgelassen?

Keine Reliquie, kein Souvenir, kein Kleidungsstück, sondern ihren Duft. Wenn wir Maria nicht nur Gottesmutter, sondern auch Mutter der Kirche nennen, dann meinen wir: Die Kirche trägt Marias Duft. Wir Christen haben eine marianische Duftnote.

Klostergärten voller „himmlischer“ Düfte für Körper und Geist.

In den verschiedensten Klostergärten können wir diese kostbaren Blumen, Kräuter und Pflanzen entdecken, bestaunen und ihren Duft einatmen. Ein Beispiel wäre der Garten des Klosters Beuerberg. Dort in diesem Kloster, mischten übrigens die Salesianerinnen auch den wohlriechenden Weihrauch und räucherten damit Räume aus. Dies taten die Klosterschwestern beispielsweise nach Todesfällen, um den Verwesungsgeruch zu vertreiben, oder bei stark ansteckenden Krankheiten, zum Teil mischten sie dazu Rosmarin, Thymian, Salbei und Wachholder in den Weihrauch, das wirkt antiseptisch auf die Umgebung.
Im Kloster waren die Tugenden ein Maßstab für das klösterliche Leben. So verkörpert kaum eine andere Pflanze im Garten eine weitere Spannweite symbolischer Bedeutung und Tugend als die Rose.

Der Weihrauch bringt meine persönlichen Anliegen zu bzw. vor Gott.

Schon früh hatten die Menschen das Bedürfnis nach Duft. Der vermögende Mann benutzte das Räucherwerk und die Duftstoffe auch im Alltag und ließ sich auf der Straße eine Räucherpfanne voraustragen. Später hielt der Weichrauch Einzug in den christlichen Gottesdienst. Bis heute wurde und wird der Weihrauch bei der Evangelien-Lesung verwendet. Dieser ist zunächst Ehrung Christi, versinnbildlicht sodann den Duft seiner Lehre und will sichtbar machen, wie der Segen seines Wortes zu den Hörern dringt. Der neuzeitliche Brauch, das Allerheiligste bei Aus- und Einsetzung zu beräuchern, ist unmittelbar verständlich. In manchen Kirchen wird bei einer feierlichen Maiandacht vor dem Allerheiligsten ein Weihrauchgefäß zu Füßen des Altares gestellt. Der Rauch steigt somit als Zeichen für das Gebet vor dem lebendigen Brot auf.

„Wie Weihrauch steige mein Gebet vor dir auf“

Schon im Gotteslob (Nr. 97) und in den Psalmen finden wir Passagen, die zeigen, dass das Gebet in Verbindung mit Weihrauch von großer Bedeutung ist. Wie passt nun die Gottesmutter mit dem Weihrauch zusammen? Zusammenfassend lässt sich über die „edle Rose“ nun eines sagen:

Das Leben von Maria war ein einziges Gebet, das im wahrsten Sinne des Wortes in den Himmel aufstieg! – Dieses Ereignis feiern wir am Fest Mariä Himmelfahrt – 15. August

 

Ein Gebet und ein kleines Ritual für daheim:

●    Weihrauch anzünden: (Bitte mit Vorsicht zu genießen!)

      -> In vielen Devotionalienläden, Klosterläden oder christlichen Onlineshops gibt es mittlerweile einen
           Marienweihrauch. Dieser ist mild harzig und duftet nach Lavendel, Rosen und manchmal auch nach
           Wacholderbeeren. Seine Farbe ist blau-golden und erinnert somit an die Gottesmutter.

●    Sich selbst eine schöne Rose gönnen und im Zimmer aufstellen.

●    Ein selbst formuliertes Gebet an die Gottesmutter sprechen in Verbindung mit den Worte:

                   „Maria, du edle Rose, bitte für (uns) mich!“

●    Marien-Rosen-Gebet:

       „Gott, unser Vater, du hast uns Maria, die Mutter deines Sohnes, als edle Rose geschenkt.
       Wir danken für sie. Maria ist uns Vorbild und Weisung für ein Leben aus Vertrauen, Glaube und liebender Sorge.
       Hilf uns, unser Leben aus gleichem Glauben und Vertrauen so zu gestalten,
       dass es aufblüht wie eine Rose – unsere Rose, die vielen Menschen zur Liebe,
       Freude und Hoffnung werde, heute, morgen und für die Ewigkeit. AMEN.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegnet-duftigen Frühsommer!

Antonia Nettinger

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Mariä Himmelfahrt - 15. August

Foto: AN privat

Maria hat sich „verduftet“!

Ab Mitte August ist der Sommer bald schon vorbei, die Tage sind zwar noch sehr warm, aber nachts macht sich langsam der Duft nach herbstlichen Gerüchen breit. Jetzt wachsen Sommerblumen, Kräuter und Früchte. Das Obst ist reif und dessen Duft verbreitet sich. Am Hochfest Mariä Himmelfahrt atmen wir besonders den Duft der frisch gebunden Kräuterbuschen ein, die in den Kirchen zur Kräutersegnung mitgebracht werden. Eine Legende berichtet: Nach dem Tod Marias sollen die Apostel ihr Grab geöffnet haben. Und was entdeckten sie? Der Leichnam war weg, dafür fanden sie Blumen und Kräuter.

Schon immer haben die Menschen eine Heilkraft in den Kräutern gesehen. So werden meist Schafgarbe, Kamille und andere Heilkräuter, in Verbindung mit Blumen, zu einem Strauß gebunden. „Die Heilkraft der Kräuter“ so heißt es im Benediktionale – „soll dem ganzen Menschen zum Heil dienen.“ Dieses Heil ist an Maria besonders deutlich geworden. Mit den Blumen, die zu kunstvollen Kräuterbuschen gebunden werden, bringen wir die Schönheit der Schöpfung an diesem Tag mit in den Gottesdienst. Gegen viele Krankheiten hat der Mensch Kräuter gefunden, aber gegen den Tod ist bis heute kein Kraut gewachsen. Mit einer Ausnahme: die Auferstehung Jesus Christus an Ostern.

Was wir an Ostern feiern, wenden wir am Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel an: Bei ihrem Sterben hat Maria dem Tod „Adieu“ oder auf bayerisch „Pfiat di“ gesagt. Sie legte ihr Leben in die Hand ihres Sohnes. Marias Leichnam wurde nicht gestohlen, Maria hat sich auf den Weg gemacht, in Bayern würden wir sagen: sie hat sich verduftet!

Und trotzdem ist sie noch da, mitten unter uns. Durch die Gottesmutter hat die Kirche einen außergewöhnlichen Duft bekommen. Die Heilkraft der duftendenden Kräuter, die zu Ehren von Maria an diesem Tag gesegnet werden, soll durch Gebet, Liturgie und Aussagen der Heiligen Schrift auch uns helfen. Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Ich danke Gott, dass er durch uns den Duft der Erkenntnis Christi an allen Orten verbreitet. Denn wir sind Christi Wohlgeruch für Gott unter denen, die gerettet werden“ (2 Kor 2,14-15). 

„Wir sind Christi Wohlgeruch“

Gott will durch uns den Duft der Erkenntnis verbreiten. Das ist der Auftrag, den wir am Fest Mariä Himmelfahrt in unseren Alltag mitnehmen können. Maria ist körperlich nicht mehr da, sie ist unseren Augen entzogen, hineingenommen in den Dunstkreis des Himmels. Aber sie ist und bleibt uns nah. Maria hat sich „verduftet“ –, dass ich und wir alle ihren Duft genießen und verbreiten dürfen, finde ich dufte!

 

Ein Gebet und ein kleines Ritual für daheim:

●             Sich selbst einen Kräuterbuschen mit gesammelten Kräutern und Blumen binden oder
               in der Kirche vor Ort einen Kräuterstrauß erwerben.

●             Gebet zur Kräutersegnung:

               „Gott, alle Kräuter und Blumen strecken sich Dir entgegen, denn Du hast sie gemacht.
                Auch Maria, Deine schönste Blume, ist Dir entgegengewachsen, und Du hast sie
                in den Himmel aufgenommen.
                An ihrem Hochfest danken wir Dir für die Sonne und die Erde, für all die Kräuter und Blumen.
                Wir bitten Dich: Segne diese Kräuter und Blumen.
                Schenke uns durch sie Gesundheit, Heil und Freude.
                Lass uns wie sie Dir entgegengewachsen und Blüten treiben, schön wie Maria.
                Darum bitten wir Dich durch Deinen und Marias Sohn, Jesus Christus. AMEN.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen duftig-gesegneten Spätsommer!

Antonia Nettinger

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